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christopher.koppermann@grk1767.uni-freiburg.de
Dissertation publiziert als:
christopher.koppermann@grk1767.uni-freiburg.de
Christopher Koppermann absolvierte von 2007 bis 2013 sein Psychologie-Studium an der Universität des Saarlandes. Das Wintersemester 2010/2011 verbrachte er mit dem Free-Mover Programm des DAAD an der Université René Descartes, Paris. Während des Studiums lagen Forschungsschwerpunkte in der kognitiven Psychologie und in der Arbeits- & Organisationspsychologie. Im Einzelnen in der Gedächtnispsycholgie zur Diskriminierung und Auswirkung auditiver Primes, sowie der experimentellen Untersuchung psycho-computerlinguistischer Grundlagen der Mensch-Maschinen-Interaktion. 2009-2010 war er als wissenschaftliche Hilfskraft am Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz (DFKI) tätig. In seiner Diplomarbeit beschäftigte sich Herr Koppermann mit sogenanntem Entlassungsmanagement in Unternehmen. Dazu entwickelte er ein Training für Entlassungsgespräche und testete dessen Auswirkungen im quasi-experimentellen Design in Hinblick auf Stresssignale, Affektlage und konversationelle Durchführung des Entlassungsgespräches. 2015-2016 arbeitete er als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei einer Trainingsstudie (Projekt: ComOn) der Uni-Klinik für Psychosomatische-Medizin Freiburg, die die Qualität von Arzt-Patient-Gesprächen bei der Vermittlung “schlechter Nachrichten” untersuchte.
Agency-(Re-)Konstruktionen im psychotherapeutischen Gespräch
(Betreuer: Prof. Dr. Carl Eduard Scheidt, Prof. Dr. Stefan Pfänder)
In dieser Qualifikationsarbeit wird untersucht, wie Agency im psychotherapeutischen Gespräch von den Teilnehmerinnen verbal und interaktional konstruiert wird. Diese Konstruktionen werden mit dem Konzept der Erzählbarkeit in Beziehung gesetzt. Anhand verschiedener Formulierungsressourcen zum Ausdruck von Handlungsfähigkeit wird eine Entwicklungslinie von der szenischen Interaktion zur gemeinsamen Erzählung nachgezeichnet.
Dazu wurden fünf tiefenspychologische Kurzzeittherapien gefilmt und daraus neun Passagen aus zwei Behandlungen ausgewählt und transkribiert. In den Transkripten wurden mit der Konversationsanalyse und der Erzählanalyse drei Ebenen der Agency-Konstruktionen differenziert: Selbstbezogene Agency-Konstruktionen, Objektbezogene Agency-Konstruktionen und Agency in der Interaktion. Agency-Konstruktionen, die sich auf das Selbst beziehen sind gekennzeichnet durch bestimmte Konstellationen von Handlungsfähigkeit innerhalb des Subjektes. Objektbezogene Agency-Konstruktionen beziehen sich auf Objekte im Sinne von außerhalb des Subjektes stehenden Personen oder Instanzen. Agency-Konstruktionen in der Interaktion sind nicht auf inhaltlicher Ebene, sondern in der jeweiligen (Sprech-)Handlung der Interaktantinnen zu beobachten.
Auf jeder dieser Ebenen beobachte ich szenische oder erzählerische Gestaltungsmittel für die Zuschreibung von Handlungsfähigkeit, wobei auf der interaktionalen Ebene die szenischen Darstellungsmodi überwiegen. Die Bemühungen zwischen Therapeutin und Patientin, aus dem szenischen Geschehen in der Therapie eine Erzählung zu gestalten, werden von mir analytisch herausgearbeitet. Erzählbarkeit erfordert dabei eine „alternierende Faktualität“. Verschiedene Formulierungsressourcen, die dabei Anwendung finden, werden beschrieben und daraus spezifische Agentivierungsstile der Patientinnen abgeleitet. Mit den heuristisch abgeleiteten Agentivierungsstilen der „dissoziierten Handlungsfähigkeit“ und dem „epistemischen Misstrauen“ schlage ich einen Brückenschlag zwischen dem Behandlungsanlass und dessen Erzählbarkeit vor. In der Diskussion gehe ich auf Implikationen für die Erforschung und Praxis der psychodynamischen Psychotherapie ein.
This dissertation project examines how agency is verbally and interactionally constructed by participants in psychotherapeutic conversation. These constructions are being related to the concept of tellability. Out of various formulation resources to express agency, a line of development from scenic interaction to narrativization in interaction is traced.
For this purpose, five psychodynamic short-term therapies were filmed. Out of these, nine passages from two treatments were selected and transcribed. With conversation analysis and narrative analysis, three levels of agency constructions were differentiated in the transcripts: Self-related agency constructions, object-related agency constructions, and agency in interaction. Agency constructions that refer to the self are characterized by certain constellations of agency within the subject. Object-related agency constructions refer to objects as persons or institutions standing outside the subject. Agency constructions in interaction are not to be observed on a content-level, but in the (speech)acts of the interactants.
I observe scenic or narrative tools for the attribution of agency at each of these levels, with scenic modes of representation predominating at the interactional level. I point out the efforts between therapist and patient to create a narrative out of the scenic events in the therapeutic session. Tellability implies in this data an „alternating factuality“. Different formulation resources that are applied in the process are described and ideosyncratic styles of attributing agency by the patients are derived. With the heuristics of “dissociated agency” and “epistemic mistrust” I propose a bridge between the reason for treatment and its tellability. Implications for the study and practice of psychodynamic psychotherapy are discussed.